Sommerbiathlet Schink bei ungewöhnlichem Unfall verletzt

STEINAU Sport sei gefährlich, warnen Bewegungsmuffel. Davon kann der Sommerbiathlet Mathias Schink aus dem Steinauer Stadtteil Marjoß seit kurzem ein Lied singen. Ihm ist beim Ausdauertraining etwas schier Unglaubliches passiert.

Wie so oft ist der 44-jährige Physiotherapeut mit seinem Kumpel Lukas Zeber und dem Mountainbike auf einer lockeren Trainingsrunde durch die Wälder des Spessarts unterwegs. Drei Stunden wollen sie an dem Vormittag zwischen Steinau-Marjoß und Emmerichsthal in die Pedalen treten. Doch bereits nach einer Stunde passiert es: Auf einem normalen, geraden Waldweg kommt plötzlich von der linken Seite eine Rotte Wildschweine. Das Sportler-Duo hält an, lässt die Tiere passieren und fährt weiter. Keine 50 Meter weiter dann das, woran Schink keine Erinnerung mehr hat.

Kollege Zeber, der hinter ihm fuhr, erklärt es dem verheirateten Familienvater später so: Von rechts nähern sich nun fünf Hirsche. Sie sind in vollem Lauf, möglicherweise von den Wildschweinen aufgeschreckt. Zwei kommen noch an Schink vorbei, der dritte erwischt ihn mit voller Wucht. Der 44-Jährige stürzt, das Tier ebenfalls und landet auf ihm. Als der Hirsch sich wieder berappelt, tritt er den Sportler vermutlich noch einmal mit voller Wucht. Mathias Schink ist zunächst für einige Minuten bewusstlos. Mit Unterstützung seines Freundes kommt er wieder auf die Beine.

Volle Breitseite vom Hirsch

Weil Hilfe holen mitten im Wald schwierig ist, steigen sie beide wieder auf ihre Bikes und radeln weiter. Glücklicherweise treffen sie einige hundert Meter weiter Passanten, die ein Auto für den Weitertransport holen. Der Biathlet kommt erst im Schlüchterner Krankenhaus wieder richtig zu sich. Dort stellen die ärzte eine Gehirnerschütterung sowie ein gebrochenes rechtes Schlüsselbein fest, das operiert und mit einer Platte fixiert werden muss. Vier Tage stationärer Aufenthalt folgen. Nach dem größten Schrecken kann Mathias Schink mittlerweile schon über den Vorfall lachen: „Der Hirsch hat gewonnen. Das war ein klassischer Knockout.“

Der Unfall hat für ihn als selbstständigen Physiotherapeuten nicht nur aktuelle berufliche Folgen, sondern auch sportliche. Sein Trainingsplan gerät durcheinander. Denn er hat ein großes Ziel vor Augen: Die Teilnahme am Transalpine-Run 2012, ein 320 Kilometer langer Cross-Lauf im Zweierteam über die Alpen von Ruhpolding nach Sexten. In acht Etappen geht es über 15 000 Höhenmeter in drei Länder. Doch ist Schink optimistisch, im Laufe des Januars wieder in die Vorbereitung einsteigen zu können. Schon jetzt absolviert er einen „Trainingsplan für Verletzte“. Der gebürtige Thüringer ist aus früheren Zeiten die Ultradistanzen gewöhnt, hatte ihnen aber bereits 2001 wieder abgeschworen. Doch der sehr direkte Hinweis eines Freundes zu seinem zuletzt angewachsenen Körperumfang rüttelte ihn wach.

Fernziel: Marokko

Mit dem sportlichen Engagement hatte der 44-Jährige bereits als Jugendlicher in der DDR begonnen. Dort belegte er 1982 bei den Nachwuchsmeisterschaften im Luftgewehrschießen den dritten Platz. Nach seinem Umzug in den Westen und nach Marjoß versuchte er es einige Zeit mit Fußball, bevor er seine Leidenschaft für das Laufen und Radfahren entdeckte. An zahlreichen Marathon- und Ultraläufen nahm er teil. So war er 1996 bei einem 233 Kilometer langen Lauf durch die Sahara drittbester Deutscher. Im Mekka der Duathleten im schweizerischen Zofingen startete er zweimal auf der WM-Langdistanz. Für die Zukunft hat Mathias Schink noch ein besonders großes Ziel: Im Jahr 2016 will er 250 Kilometer beim „Lauf durch die Wüste“ in Marokko absolvieren. „Dort gibt es wenigstens keine Hirsche“, scherzt er.

Veröffentlicht am 17.12.2011
Quelle: Fuldaer Zeitung